Bundesarchiv-Filmarchiv

Quelle: Bundesarchiv-Filmarchiv
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Die Abteilung Filmarchiv des Bundesarchivs dokumentiert über 100 Jahre deutsche Filmgeschichte. Sie ist eines der größten Archive dieser Art in der Welt und das zentrale deutsche Filmarchiv.

 

 

Geschichte

Die Geschichte der staatlichen Filmarchivierung in Deutschland reicht zurück bis 1935, dem Gründungsjahr des Reichsfilmarchivs in Berlin. Bereits 1936 wurde das Heeresarchiv aus dem Reichsarchiv ausgegliedert. Nach der weitgehenden Zerstörung des Heeres- und Luftarchivs sowie des Archivs der Waffen-SS und der Beschlagnahme umfangreicher Archivbestände durch die Alliierten wurden diese später sukzessive aus der Sowjetunion in die DDR und aus den USA, Großbritannien und Frankreich in die Bundesrepublik Deutschland rücküberführt.

Auf Beschluss der Bundesregierung vom 24. März 1952 wurde in Koblenz das Bundesarchiv errichtet, mit der Aufgabe, ziviles und militärisches Schriftgut, das bei den zentralen deutschen Regierungen und Verwaltungen entstanden war, zu erfassen und zu verwahren. Nichtstaatliche und nichtschriftliche Überlieferungen wurden zunächst dabei nicht berücksichtigt, was so auch für den Film galt.
Nachdem in der DDR mit Gründung des Deutschen Zentralarchivs in Potsdam zur Aufnahme der geretteten Bestände des ehemaligen Reichsarchivs eine Grundlage für die Errichtung des Staatlichen Filmarchivs in Berlin (Ost) 1955 geschaffen wurde, übernahm das Filmarchiv der Bundesrepublik, begründet im Jahr 1954, zunächst nur Wochenschauen und Dokumentarfilme aus den Beständen des ehemaligen reichseigenen Filmvermögens und aus Eigen- und Auftragsproduktionen der Organe, Behörden und sonstigen Dienststellen des Bundes und seiner Vorgänger. Dazu kamen Filme ungeachtet ihrer Herkunft, wenn sie Vorgänge, Zustände, Persönlichkeiten oder Orte der Zeitgeschichte als Quelle dokumentierten.
Bereits in den 60er Jahren wurden Belegkopien aller Filme in das Bundesarchiv-Filmarchiv aufgenommen, die im Rahmen der Kulturellen Filmförderung des Bundes auszeichnet oder gefördert wurden, und zwar nicht nur Dokumentar- sondern auch Spielfilme. Seit dem Ende der 60er Jahre wurden dem Bundesarchiv archivische Sicherungsarbeiten am allgemein kulturell bedeutsamen Spielfilmerbe übertragen. So übernimmt das Filmarchiv seit 1969 Ausgangsmaterialien auch älterer deutscher Spielfilme, bereitet sie nach einer filmgeschichtlichen Bewertung auf und sichert sie durch Umkopierung für die dauernde archivische Aufbereitung und Nutzung.

Aufgabe

Aufgabe des Filmarchivs ist die möglichst vollständige Sammlung, archivische Sicherung sowie öffentliche Bereitstellung der deutschen Filmproduktion. Dem voran gehen nach Übernahme der Archivalien deren Bewertung und Erschließung.

Bestand

Film
Seit seiner Gründung in den 1950er Jahren sammelt das Filmarchiv deutsche Filme aller Genres, soweit sie nicht für das Fernsehen produziert wurden, darunter Wochenschauen, Trickfilme, Dokumentar- und Spielfilme, Der Filmbestand umfasst zur Zeit etwa 146.000 Dokumentar- und Spielfilme auf einer Million Filmrollen oder anderen Trägern.
Die ältesten öffentlich aufgeführten Filme aus dem Jahr 1895 sind ebenso vorhanden wie die aktuellen Gewinner des Deutschen Filmpreises. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt im Zeitraum von 1930 bis 1945, in Kinowochenschauen nach 1945 sowie Filmen aus der DDR. Nahezu vollständig sind auch Auftragsproduktionen der Bundesbehörden vorhanden und Filme, die mit Mitteln der Bundesrepublik Deutschland oder der Länder gefördert wurden. Jeder Film ist mit seinem Titel und den vorhandenen Medien in einer Datenbank dokumentiert. Zu vielen Filmen gibt es ausführliche filmografische Informationen, Inhaltsbeschreibungen und Nachweise zu Orten, Personen oder Sachbegriffen.

Filmbegleitendes Material
Das Filmarchiv sammelt filmbegleitende Unterlagen, die die künstlerische und technische Entwicklung des Mediums Film oder die Entstehung und Wirkung einzelner Produktionen dokumentieren.
Das Sammlungsprofil ist im wesentlichen bestimmt durch Tätigkeit und Aufgaben des Staatlichen Filmarchivs der DDR, das mit der Wiedervereinigung in das Bundesarchiv überging. Es finden sich darin Verleihkataloge, Programme, Fotos, Plakate, Drehbücher, Zeitungsausschnitte und andere Dokumente vor allem zu deutschen Filmen und Filmschaffenden bis 1945, zur Filmproduktion der DEFA und zu ausländischen Filmen aus sozialistischen Staaten. Die Sammlungen beziehen sich überwiegend auf Spielfilme und nur vereinzelt auf Dokumentarfilme.
Einzigartig ist die Sammlung von Zensur- und Zulassungsunterlagen, die oft die letzten Zeugen verschollener Filme und wichtige Quellen für Filmhistoriker und Archivare sind.

Bibliothek
Zugänglich für Benutzer ist darüber hinaus auch eine Spezialbibliothek zum Thema Film. Die Bibliothek ist eine Fachbibliothek mit mehr als 15.000 Bänden. Sammelschwerpunkt ist die deutsche Filmgeschichte und -technik von den Anfängen bis zur Gegenwart. Eine Benutzung ist ausschließlich im Lesesaal möglich. Eine Ausleihe findet nicht statt.
Im OPAC sind ca. 8.000 Titel und Normdatensätze erschlossen. Neuzugänge seit 1997 sind vollständig enthalten. Aus den Altbeständen sind Publikationen zu DEFA-Filmen erfasst, weiterhin alle Findmittel zum Filmbestand des Bundesarchivs.
Die noch nicht im OPAC erschlossenen Titel betreffen vor allem die osteuropäische Filmgeschichte und können in einer Kartei im Lesesaal recherchiert werden. Zeitschriften sind ebenfalls nicht im OPAC erschlossen. Filmbezogene Erwerbungen des Bundesarchivs bis 1991 sind im OPAC der Bibliothek in Koblenz nachgewiesen und nur dort einsehbar.

Restaurierung und Konservierung

Das Filmarchiv hat klimatisierte Filmlager, ein eigenes Kopierwerk und für die Restaurierung ausgebildete Fachkräfte. Filme - auch und gerade, wenn sie für den Verleih nicht mehr von Interesse sind - können hier unter international anerkannten technischen Rahmenbedingungen auf Dauer erhalten und benutzt werden.
Angesichts des Umfangs an Nitrofilmmaterialien, noch mehr als 75.000 Rollen, und des kulturhistorischen Wertes, den diese Materialien repräsentieren, stellt die Bearbeitung der Nitrofilmbestände - Umkopierung auf Sicherheitsfilm aus Azetatzellulose- oder Polyestermaterial - einen weiteren Arbeitsschwerpunkt für das Filmarchiv dar.
Zwischen 300 und 400 Filme werden jährlich erstmals gesichert, verbessert und ergänzt. Der technische Workflow wird bestimmt durch die Bereiche Befundung und Restaurierung, Lichtbestimmung, Tonstudio, Kopierung, Entwicklung und Labor.

Bereitstellung

Es stehen inzwischen insgesamt 64.000 Benutzungsmaterialien, d.h. filmisch gesicherte Materialien, zu rund 50.000 Filmen für die Öffentlichkeit zur Verfügung.
Mehr als 10.000 Videoträger erleichtern den Zugang zu Filmen insbesondere für wissenschaftliche, Lehr- und Bildungszwecke. Professionelle Digitalisate mit höherer Auflösung werden für Benutzer von 16- oder 35mm-Material in externen kopiertechnischen Betrieben gefertigt. Film- und Fernsehproduktionen können aus rund 14.000 Stunden hochwertigem filmischen Ausgangsmaterial Ausschnitte für eine Wiederverwendung auswählen.

Partner

Im Kinematheksverbund arbeitet das Filmarchiv des Bundesarchivs mit anderen Einrichtungen in Deutschland zusammen, die Filme sammeln und dokumentieren. Mit einigen Mitgliedern des Kinematheksverbundes bestehen darüber hinaus enge bilaterale Beziehungen, ebenso mit weiteren regionalen Filmarchiven, die nicht im Kinematheksverbund vertreten sind. Das Bundesarchiv ist vertreten im Netzwerk Mediatheken und im Arbeitskreis Filmbibliotheken. Im Berliner Raum arbeitet das Filmarchiv außer mit Partnern des Kinematheksverbundes vor allem mit Cinegraph Babelsberg als Veranstalter der Reihen "Wiederentdeckt" und "Filmdokument" zusammen, in denen in Berliner Kinos Filme mit filmwissenschaftlicher Einführung und Dokumentation aus dem Bestand des Filmarchivs gezeigt werden.

Bedeutende Partner des Filmarchivs sind Institutionen, die bundeseigenes Filmvermögen verwalten und einen Teil ihrer Erlöse für die Restaurierung von Filmen im Bundesarchiv verwenden. Während das Filmarchiv in der Regel die nichtgewerblichen Rechte wahrnimmt und aus wissenschaftspolitischen Gründen kostenfrei lizensieren kann, sind mit der gewerblichen Auswertung Firmen betraut.
So verwertet die Transit Film GmbH das bundeseigene Filmvermögen bis 1945 sowie einige mit Verwertungsrechten angekaufte sonstige Filmstöcke. Die Deutsche Wochenschau GmbH verwertet bundesrepublikanische Kinowochenschauen, an deren Produktion das Bundespresseamt weitestgehend beteiligt war. Die Progress Film GmbH verwertet die amtlichen Produktionen der DDR sowie im Auftrag der DEFA-Stiftung den DEFA-Filmstock. Auf internationaler Ebene bilden die Internationale Filmarchivvereinigung FIAF und ihr europäisches Pendant ACE die Foren für filmarchivische Kooperation.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Bundesarchiv bespielt kein eigenes Archivkino. Bei Festivals, Filmreihen und Einzelveranstaltungen werden Archivfilme gemeinsam mit Kooperationspartnern ausgewählt und in unterschiedlichen Kinos gezeigt.
Auf dem Leipziger Dokumentarfilmfestival veranstaltet das Bundesarchiv jährlich eine einwöchige Retrospektive zu Dokumentarfilmen aus seinem Bestand.

Das Cinefest - Internationales Festival des deutschen Film-Erbes - wird seit 2004 gemeinsam von CineGraph Hamburg und Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin veranstaltet.
Integraler Teil der Veranstaltung in Hamburg ist ein Internationaler Filmhistorischer Kongress, der bereits seit 1988 stattfindet.

Bundesarchiv
Abteilung Filmarchiv
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