1983

20. Januar
Uraufführung des DEFA-Films "Der Aufenthalt", Regie: Frank Beyer, Buch: Wolfgang Kohlhaase, nach dem Roman von Hermann Kant. Ein 19jähriger deutscher Soldat wird 1945 in Polen fälschlich als SS-Mann verdächtigt. Das löst allgemeinere Schuldfragen aus. Der erfolgreichste DEFA-Film des Jahres.

1. Februar
Eröffnung des Potsdamer Filmmuseums. Im alten Marstall werden Objekte, Dokumente und Bilder zur Geschichte der deutschen Kinematographie gezeigt: klassenbewußt ausgewählt und kommentiert.

11. Februar
Uraufführung des Films "Krieg und Frieden". Die dritte Gruppenarbeit westdeutscher Regisseure, diesmal provoziert durch die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Europa. Von Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, Stefan Aust, Axel Engstfeld und Heinrich Böll

18. Februar - 1. März
Die Retrospektive der Berliner Filmfestspiele heißt: "Exil. Sechs Schauspieler aus Deutschland". Sie ist Elisabeth Bergner, Curt Bois, Dolly Haas, Franz Lederer, Hertha Thiele und Wolfgang Zilzer (Paul Andor) gewidmet. Nur Elisabeth Bergner kann nicht daran teilnehmen.

28. März
Der Autor Walter Reisch, 79, stirbt in Bel Air. Für über 30 Filme – darunter "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" und "Das Flötenkonzert von Sanssouci" – hatte er bis 1934 in Deutschland und Österreich die Drehbücher geschrieben.

18. - 26. Juni
Das erste "Münchner Filmfest" findet statt, dessen unrühmliche Vorgeschichte fünf Jahre gedauert hat. Leiter ist nun Eberhard Hauff, der ein publikumsnahes Festival organisiert. Robert Van Ackerens Film "Die flambierte Frau" hat Premiere.

Juli
Bei 2001 erscheint das Buch "Bestandsaufnahme: Utopie Film", herausgegeben von Alexander Kluge. Sein Motto: "Auf der Ebene der fünf Sinne gibt es keinen Handel". 52 Mitarbeiter haben drei Jahre daran gearbeitet. 592 Seiten.

5. September
Alexander Kluges Film "Die Macht der Gefühle" wird in Venedig uraufgeführt. In einer Montage aus Zitaten, Szenen, Sprüchen, Bildern und Musik dient die Oper ("Kraftwerk der Gefühle") als Metapher für Krieg und Frieden.

25. November
In Paris stirbt die Filmhistorikerin Lotte H. Eisner im Alter von 87 Jahren: Kritikerin und Redakteurin beim "Film-Kurier" in Berlin von 1927 bis 1933, nach Frankreich emigriert. Ihre Bücher über den deutschen Film ("Die dämonische Leinwand", "Murnau", "Fritz Lang") sind Basisliteratur. Ihre Memoiren, aufgeschrieben von Martje Grohmann, haben den Titel "Ich hatte einst ein Vaterland" (1987).

 

_________________

Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.