1933

30. Januar
Reichspräsident Hindenburg beruft Adolf Hitler zum Reichskanzler. Die Nazis übernehmen die Macht in Deutschland.

2. Februar
Adolf Hitler besucht im Ufa-Palast die Berliner Premiere des Films "Morgenrot". Rudolf Forster als U-Boot-Kommandant sagt am Ende des Films "Wir Deutschen verstehen vielleicht nicht zu leben, aber zu sterben verstehen wir fabelhaft."

24. Februar
In Wien findet die Uraufführung von "Liebelei" statt. Regie: Max Ophüls. Mit Magda Schneider und Luise Ullrich, Wolfgang Liebeneiner und Gustaf Gründgens. Eine neue Liebe wird bedroht durch eine alte Affäre: Duell, Tod, Leere. Am 16. März hat der Film in Berlin Premiere. Da ist Ophüls schon nach Paris emigriert.

13. März
Durch Erlaß des Reichspräsidenten wird das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda gegründet. Zum Minister wird Joseph Goebbels berufen. Er ist 35 Jahre alt.

28. März
Im Berliner Hotel Kaiserhof spricht Minister Goebbels zu Filmschaffenden. Er konstatiert eine Filmkrise, die nicht materiell, sondern geistig bedingt sei. Er fordert, den "deutschen Film von der Wurzel aus zu reformieren" und ihm "völkische Konturen zu geben".

 

21. April
In Budapest wird der Film "Das Testament des Dr. Mabuse" von Fritz Lang uraufgeführt. Eine Zulassung in Berlin wurde am 29. März wegen "Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit" verhindert. Fritz Lang emigriert im Sommer.

31. Mai
In Berlin wird die Filmkreditbank GmbH gegründet. Bis zur Verstaatlichung der deutschen Filmindustrie ab 1937 ist sie die zentrale Steuerungsinstanz für Filmfinanzierungen.

14. Juli
Das "Gesetz über die Errichtung einer vorläufigen Filmkammer" wird erlassen. Alle im Filmwesen Beschäftigten werden gezwungen, ihre Mitgliedschaft zu beantragen. Wer nicht aufgenommen wird, darf sich nicht im Filmgewerbe betätigen.

11. September "Hitlerjunge Quex" in München uraufgeführt. "Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend". Geschildert wird, wie Heini Völker den Weg von der Kommunistischen Jugend zur HJ findet. An der Premiere nimmt Adolf Hitler teil.

3. Oktober
In Berlin findet eine Voraufführung des Films "Horst Wessel" vor geladenen Gästen statt. Die für 9. Oktober angekündigte Premiere wird anschließend abgesagt. Goebbels läßt den Film umarbeiten. Unter dem Titel "Hans Westmar – Einer von Vielen" wird er am 13. Dezember uraufgeführt. Alle Verweise auf Wessel sind getilgt.

15. November
Mit einem Festakt in der Berliner Philharmonie wird die Errichtung der Reichskulturkammer gefeiert. Minister Goebbels erklärt sich selbst zu ihrem Präsidenten. Eine von sieben Einzelkammern ist die Reichsfilmkammer. Zu ihrem ersten Präsidenten wird der Jurist Fritz Scheuermann ernannt.

9. Dezember
Der Schauspieler Julius Falkenstein, 54, stirbt in Berlin. Vor allem als Komiker – Markenzeichen: Glatze und Monokel – hat er zwischen 1913 und 1933 in 188 Filmen mitgespielt: "mit der ausgeprägten Fähigkeit, aus der Charge einen Menschen zu machen." (Rudolf Arnheim).

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.