Weitere Namen
Kätherose Derr (Geburtsname) Rose Dor (Weiterer Name)
Darstellerin
Wiesbaden München

Biografie

Käthe Rose Derr, geboren am 22. Februar 1938 in Wiesbaden. Sie wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Obwohl sie eigentlich Modezeichnerin werden will, nimmt die Gymnasiastin Schauspiel- und Ballettunterricht und statiert zusammen mit einer Freundin beim Film.

Arthur Maria Rabenalt, der 1953 in ihrer Heimatstadt "Der letzte Walzer" dreht, empfiehlt die junge Komparsin seinem aufstrebenden Kollegen Harald Reinl, der ihr in seinem Film "Rosen-Resli" eine Sprechrolle mit dem Satz: "Himmlisch, Frau Chefin, einfach himmlisch!" und 1954 einen weiteren Part in "Der schweigende Engel" – beide mit Kinderstar Christine Kaufmann – gibt. Noch im gleichen Jahr heiratet Dor den 28 Jahre älteren Regisseur. Im November 1955 kommt ihr gemeinsamer Sohn Andreas zur Welt.

Mit ersten größeren Rollen fällt die Nachwuchsschauspielerin als Abiturientin in Rudolf Jugerts "Ihre grosse Prüfung" und als Bürgermeisterstochter im Spanischen Bürgerkrieg in Reinls "Solange Du lebst" auf. Schon bald kündigt sich ihre Spezialisierung auf den Typus der sanften Naiven an. Von Reinl und anderen Regisseuren wird die attraktive brünette Darstellerin in Schlagerfilmen wie "Santa Lucia" und "Das blaue Meer und Du" oder Heimatlustspielen wie "Almenrausch und Edelweiß" und "Die Zwillinge vom Zillertal" bevorzugt als lieb-hübsches "Dirndl-Mädchen" eingesetzt.

Mit Reinls "Die Bande des Schreckens" (1960), dem dritten Film der erfolgreichen Edgar Wallace-Reihe überträgt sie ihr Image auch auf das Krimigenre und zeigt sich besonders versiert im Rollenfach der verfolgten Unschuld, der Scotland Yard – meist in Gestalt eines tatkräftigen, jungen Kriminalinspektors oder Detektivs (u.a. Joachim Fuchsberger, Klausjürgen Wussow, Harald Leipnitz) – zu Hilfe eilt. Mit fünf weiteren, vorwiegend unter der Regie ihres Mannes gedrehten Filmen der Serie – "Der grüne Bogenschütze"; "Der Fälscher von London"; "Zimmer 13"; "Der unheimliche Mönch"; "Der Würger von Schloss Blackmoor" – wird sie als Deutschlands "Miss Krimi" populär und gehört als eine der meistbesetzten auch zu den herausragenden Darstellerinnen der Serie. Von ihrem Rollenklischee weicht sie allein in "Zimmer 13" ab, als sie sich als scheinbar verfolgte Denise unvermutet als pathologische Mörderin erweist.

Die Rolle des netten Mädchens, das dem Helden hilft, die Gangster unschädlich zu machen, variiert sie im Zuge der Krimi- und Agentenfilmwelle der 60er Jahre in zahlreichen weiteren Produktionen (u.a. "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse"; "Die weiße Spinne"; "Das Geheimnis der schwarzen Witwe") oft mit Joachim Fuchsberger als Partner.

Auch in der zweiten Erfolgsserie des westdeutschen Genre-Kinos, den Karl May-Verfilmungen, erweist sich Dor – wieder unter Regie ihres Mannes – als Idealbesetzung der schutzbedürftigen Schönen. In "Der Schatz im Silbersee" wird sie vom tapferen Fred Engel (Götz George) aus den Händen einer Bande befreit. In "Winnetou II" verkörpert sie die anmutige Häuptlingstochter Ribanna, die zugunsten der Friedenspolitik ihrer großen Liebe Winnetou (Pierre Brice) entsagen muss, um den weißen Leutnant Merril (Mario Girotti = Terence Hill) zu heiraten. In "Winnetou und Shatterhand Im Tal der Toten" bemüht sie sich als Mabel Kingsley mit Hilfe von Old Shatterhand (Lex Barker) und Winnetou, die Ehre ihres Vaters wiederherzustellen. Lex Barker, mit dem sie schon 1962 in "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" ein schönes Paar abgibt, steht ihr auch 1967 in dem unfreiwillig komischen Horrorstreifen "Die Schlangengrube und das Pendel" (beide unter Reinls Regie) zur Seite, um sie vor einem blutrünstigen Grafen zu beschützen.

Eine grundlegende Abkehr von der eindimensionalen Heldin unternimmt Dor in der Rolle der Brunhild in Reinls zweiteiliger Burgunden-Saga "Die Nibelungen" (1966), dem mit 8 Mio Mark Herstellungskosten bis dahin teuersten deutschen Film. Obwohl er bei der Kritik durchfällt, öffnet er ihr den Weg in eine internationale Karriere, was ihr die Möglichkeit bietet, ihre bisherige Typisierung abzulegen. Als Deutschlands "Star ohne Skandale" 1967 den Part der Helga Brandt im fünften James Bond-Film "You Only Live Twice" neben Sean Connery erhält, hat sie die Chance, ihr bisher braves Image mit Sex zu konterkarrieren. Dabei überzeugt sie als rothaarige Verführerin, die den Superagenten mit ihrem erotischen Charme zu Fall bringen soll. Sie endet jedoch, als der Bösewicht Blofeld sie in ein Piranha-Becken stürzen lässt. Mit einer Gage von 50.000 Dollar erhält sie angeblich dreimal soviel wie ihre Vorgängerin Claudine Auger. Schon vor der Aufführung des Films bekunden zahlreiche Dor-Fans anlässlich der offenherzigen Publicity-Fotos Erstaunen und Unmut: "Früher hätte mir das Zurschaustellen körperlicher Reize meine Karriere ruiniert, den Ruf als seriöse Schauspielerin gekostet. Heute besteht diese Gefahr nicht mehr. Sexy zu wirken ist im übrigen keine große Kunst. Es ist viel schwerer, eine Unschuldige, ganz Brave zu spielen – oder eine Zweiundzwanzigjährige, wenn man nicht mehr zweiundzwanzig ist." (Dor in: Illustrierter Film-Kurier Nr. 200, 1967).

Ein weiterer Schritt in Dors internationaler Karriere ist die Rolle einer Kubanerin in Alfred Hitchcocks Spionagethriller "Topaz", die sie 1969 überraschend erhält. Hitchcock, der sich nach Probeaufnahmen mit anderen Schauspielerinnen lange nicht für eine Darstellerin entscheiden kann, engagiert Dor in letzter Minute, als alle Außenaufnahmen in Europa bereits abgedreht sind. Sie ist die schöne und stolze Juanita de Cordoba, Anführerin einer Untergrundbewegung, die mit ihrem Geliebten für den Westen arbeitet. Eine der eindrucksvollsten Szenen in diesem weniger erfolgreichen Hitchcock-Film ist der Tod Juanitas, der im Stil eines Opernfinales inszeniert ist. Aufgrund ihres Verrats wird Juanita vom Castro-Genossen Rico während einer Umarmung getötet. Die Kamera umkreist das Paar, dann fällt ein Schuss und Juanita sinkt langsam zu Boden. Diese Bewegung wird aus der Vogelperspektive gezeigt, während sich Juanitas purpurnes Kleid wie eine sich öffnende Blume auf dem schwarz-weißen Marmorboden ausbreitet. "Kurz bevor John Vernon Karin Dor umbringt (...) fährt die Kamera ganz langsam heran und hält erst an, als sie zu Boden fällt. Ich ließ an ihrem Kleid fünf Fäden befestigen, die von fünf Männern außerhalb des Blickwinkels der Kamera gehalten wurden. In dem Augenblick, wo sie zusammenbricht, zogen die Männer an den Fäden, und ihr Gewand breitete sich aus wie eine erblühende Blume. Das war wegen des Kontrastes. Obwohl es eine Sterbeszene war, wollte ich sie sehr schön aussehen lassen." (Hitchcock bei Donald Spoto, 1984).

1967 wird Dor, die Beruf und Privatleben immer voneinander zu trennen versucht, das erste Mal wegen Krebs operiert. Ihre Erkrankung und die Scheidung von Harald Reinl 1968 scheinen sie zeitweilig aus der Bahn zu werfen, doch kann sie wieder Fuß fassen und ihre Karriere fortsetzen. Ab den 70er Jahren schränkt sie ihre Filmtätigkeit zugunsten der Fernseh- und Theaterarbeit ein. So ist sie u.a. in den amerikanischen Krimi-Serien "Ironside" und "It Takes a Thief" zu sehen und tritt in den folgenden Jahren auch in deutschen Fernsehsendungen auf. Zudem macht sie sich vor allem am deutschen Boulevard- und Komödientheater einen Namen, wo sie u.a. in Hamburg, Köln und Bad Godesberg gastiert.

Im Kino ist sie 1987 zum vorerst letzten Mal in Franz Antels "Johann Strauß – Der ungekrönte König" als erste Frau des Operettenkomponisten zu sehen, Jahrzehnte später spielt sie noch zwei weitere Leinwandrollen für Margarethe von Trotta in "Ich bin die andere" (2006) und "Die abhandene Welt" (2015). Im Fernsehen wirkt sie in den 90er Jahren neben Hans-Joachim Kulenkampff in der Familienserie "Die große Freiheit" und in der Rosamunde-Pilcher-Verfilmung "Der Preis der Liebe" mit. 1997/98 geht sie in dem Erfolgsstück "Trau keinem über 60" mit Claus Biederstaedt als Partner auf Tournee.

Nach einer zweiten, 1972 geschlossenen Ehe mit dem Kaufmann und "Asbach-Erben" Günther Schmucker, die bereits 1974 geschieden wird, heiratet sie 1988 ihren langjährigen Freund, den amerikanischen Filmproduzenten, Millionär und früheren Stuntman George Robotham (gest. 2007).

Zuletzt lebt Karin Dor in einem Münchner Pflegeheim. Dort stirbt sie am 6. November 2017.


CineGraph Lexikon zum deutschsprachigen Film
© 1984ff edition text+kritik im Richard Boorberg, München

FILMOGRAFIE

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