Mädchen in Uniform

Deutschland 1931 Spielfilm

Inhalt

Die 14-jährige Vollwaise Manuela von Meinhardis kommt an ein Stift für höhere Töchter in Potsdam. Hier erlebt sie eine Erziehung, die von preußischem Drill und dem Fehlen menschlicher Nähe geprägt ist. Einziger Lichtblick ist für sie die Lehrerin Fräulein von Bernburg, die sich dem rigiden Erziehungsideal der Oberin widersetzt. Als Manuela nach einer Schultheateraufführung – beschwingt vom Erfolg und von Bowle – Fräulein von Bernburg ihre Liebe gesteht, kommt es zum Eklat. Während die Oberin Fräulein von Bernburg für das Geschehene verantwortlich machen will, versucht Manuela, sich das Leben zu nehmen – was ihre Mitschülerinnen im letzten Moment verhindern können.

 

Kommentare

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Falk Schwarz
Sind Sie glücklich?
Schlicht und einfach: ein Meisterwerk. Von der Dichte der Szenen, der subtilen Lichtsetzung, den unaffektierten Mädchen, der Atmosphäre in diesem Internat, das durch die Oberin (unnahbar: Emilie Unda) im „Geiste Potsdams“, also im barschesten Preußenton, bestimmt wird. Gehorsam und Verzicht sind die Maxime, Bildung erfolgt durch Willensbrechung. Da hat eine so zarte, pubertär im Gefühlswirrwarr befangene Manuela (Hertha Thiele), die immer wieder vor hellem Hintergrund fotografiert wird, um das Zarte zu betonen, kaum eine Chance. Sie hängt sich mit ihrer ganzen Leidenschaft an die Erzieherin, Fräulein von Bernburg (Dorothea Wieck), eine etwas verblühte Schönheit, die die Träume ihrer Adoleszenz noch einmal in Manuela gespiegelt sieht. Als es zu dem Kuss zwischen Beiden kommt, fragt Manuela: „Sind Sie glücklich?“ Doch in dem rigiden System, das die Oberin mitleidlos aufrechterhält, ist kein Platz für Gefühle. Noch weniger für Aufbegehren. Zur Oberin sagt die Bernburg: „Ich kann es nicht mit ansehen, wie Sie aus den Kindern verängstigte Wesen machen“. Aber zu einer Revolte ist sie nicht fähig. Dazu ist die Bernburg viel zu sehr Teil des Systems, das sie lediglich in ihren Auswüchsen bekämpft. Als sich Manuela das Leben nehmen will und dann gerettet wird, ist das ganze Internat in Aufruhr. Die Oberin kommt hinzu, lässt sich erzählen und verschwindet - auf ihren Krückstock gestützt - im Dunkel des Korridors. Im Augenblick mag sie wohl geschlagen sein, ihr System wird sie morgen erneut aufrichten. - Das ist auch für den Zuschauer schwer auszuhalten. Eine wirkliche Opposition bildet sich nicht. Der Widerstand der Mädchen erschöpft sich in Streichen wie dem Knallerbsenherunterwerfen. Sonst ducken und fügen sie sich. - Großartig, wie hier alles ineinandergreift - eine kluge Regie, eine einfühlsame Kameraarbeit, talentierte Schauspielerinnen. Heute gilt dieser Film als Ikone der Lesbenbewegung. Der Kuss zwischen Manuela und Bernburg trifft nicht nur Frauen ins Herz. Uns alle.
Jeanpaul Goergen
Zensurgeschichte von „Mädchen in Uniform“ (1931)
„Mädchen in Uniform“ passierte am 1. Oktober 1931 die Berliner Filmzensur mit einer Länge von 2682 Metern (98‘02“). Verboten wurde im 2. Akt das Gemurmel des „Vaterunser“ während der Andacht in der Anstalt. Bei einer zweiten Zensur am 8. April 1932 war der Film nur noch 2480 m lang (90‘39“). Es gab keine weiteren Zensurauflagen. 1949 kam "Mädchen in Uniform" als Reprise in die westdeutschen Kinos; er passierte die Freiwillige Selbstkontrolle mit einer Länge von 2417 m (88‘20“).

Credits

Darsteller

Alle Credits

Künstlerische Oberleitung

Kamera-Assistenz

Darsteller

Darsteller (Sonstiges)

Aufnahmeleitung

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 19.06.1931 - 10.07.1931: Potsdam
Länge:
6 Akte, 2682 m, 98 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 01.10.1931, B.29999, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 27.11.1931, Berlin, Capitol

Titel

  • Originaltitel (DE) Mädchen in Uniform

Fassungen

Vorspann

Länge:
1 Akte, 140 m, 5 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 07.11.1931, B.30338, Jugendverbot

Original

Länge:
6 Akte, 2682 m, 98 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 01.10.1931, B.29999, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 27.11.1931, Berlin, Capitol

Formatfassung

Länge:
978 m, 89 min
Format:
16mm
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 23.09.1939, B.52283, Jugendverbot

Prüffassung

Länge:
6 Akte, 2480 m, 91 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Tobis-Klangfilm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 08.04.1932, B.31351, Jugendverbot

Länge:
6 Akte, 2417 m, 88 min
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 08.12.1949, 00600, Uneingeschränkt freigegeben / feiertagsfrei