Kurz und schmerzlos

Deutschland 1997/1998 Spielfilm

Gangster, Hänger, Helden

In der Zeit vor diesem Film hatten Schauspieler nicht-deutscher Herkunft schlechte Karten. Sie durften entweder als multikulturelles Ornament herhalten oder wurden zur Problemstaffage degradiert. Das Gangstermelodram von Fatih Akin, der in jungen Jahren selbst eher glücklos als Schauspieler agiert hatte, markiert deshalb eine wichtige Wende im deutschen Film: Migrantenkinder der zweiten oder dritten Generation werden endlich als veritable Filmhelden in Stellung gebracht – als vielschichtige emotionale Figuren mit ausreichend identifikatorischem Potenzial, um das Leben in den multi-ethnischen Großstädten erfahrbar zu machen.

In seinem Film folgt Akin drei Freunden durch die nächtliche Hood von Hamburg-Altona. Die Drei teilen eine kleinkriminelle Vergangenheit, doch ihre Charaktere sind genauso unterschiedlich wie ihre Abstammung: Der Serbe Bobby (Aleksandar Jovanovic) gibt gerne den lässigen Gangster und verstrickt sich deshalb in Deals, die wie seine Anzüge ein paar Nummern zu groß für ihn sind. Der Grieche Costa (Adam Bousdoukos) ist ein nervöser Drifter, der mitgehen lässt, was in seine Bomberjacke passt. Leider tritt er dabei gerne den falschen Typen auf die Füße. Der Türke Gabriel (Mehmet Kurtulus) indes will, frisch aus dem Knast entlassen, ein neues Leben beginnen und kein Risiko mehr eingehen. Er steigt als Taxifahrer in das Unternehmen seines Bruders ein und träumt von einem Strandcafé in der Türkei. Akin verknüpfte die drei Schicksale zu einem Melodram, das auf eine bis dahin ungesehene Weise die ethnischen Hintergründe für eine Geschichte um Liebe, Loyalität und Aufbegehren ausleuchtet.

Quelle: Christian Buß, Birgit Glombitza (Red.): "Deutschland, revisited". (Katalog zur gleichnamigen Retrospektive im Kommunalen Kino Metropolis Mai - Juli 2004). Hamburg: Kinemathek Hamburg e.V., 2004

Rechtsstatus