Unter dir die Stadt

Deutschland 2009/2010 Spielfilm

Inhalt

Auf einer Vernissage begegnen sie sich das erste Mal, kurz nur, und doch ist es ein Moment von hoher Intensität. Wenige Tage später sehen sie sich zufällig wieder: Der Bankmanager Roland Cordes, und Svenja, die Ehefrau seines Angestellten Oliver Steve. Zwar lässt Svenja sich auf das Spiel der Faszination zwischen ihnen ein – eine Affäre aber lässt sie zunächst nicht zu. Cordes jedoch ist es gewohnt, die Dinge nach seinem Willen zu verändern. Um sich freie Bahn bei der Frau seines Begehrens zu verschaffen, befördert er Svenjas Mann auf einen glänzend bezahlten, doch auch gefährlichen Posten in Indonesien, obwohl Oliver für den Job nicht der am besten Qualifizierte ist. Cordes′ Plan scheint aufzugehen. Svenja, nicht ahnend, wer hinter der Versetzung ihres Mannes steckt, gibt dem Drängen ihres Verehrers nach. Während Oliver in Jakarta erkennt, dass sein Posten ihn in Lebensgefahr bringt, verstricken sich Svenja und Cordes in eine Affäre, die Folgen haben wird.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Frankfurt. Eine junge Frau gönnt sich in der Mittagspause einen kleinen Snack. Schnitt. Business-Lunch unter Bankern. „Mainhattan“ gibt sich ganz weltstädtisch auf dem neuesten Stand der (Innen-) Architektur: Wolkenkratzer mit verspiegelten, in der Sonne blitzenden Scheiben, strahlen ebenso nur Kälte aus wie die grauen, schallschluckenden Korridore zwischen den seelenlosen, kargen Großraumbüros. Und selbst in den selbstverständlich begrünten Foyers und Ruhezonen herrscht eine deprimierende Tristesse.

Eine brennende Zigarette auf einer Vernissage bringt Svenja, die junge Frau, und den selbstgefälligen, sich zunächst so pedantisch gerierenden „Banker des Jahres“ Roland Cordes zusammen, den Chef ihres Gatten Oliver Steve. Sie hat den mächtigen Finanzmanager bisher nur auf dem Bildschirm gesehen und kann nicht behaupten, dass diese flüchtige Begegnung Spuren bei ihr hinterlassen hat. Ganz im Gegensatz zu ihm. Während sich daheim seine Gattin Claudia die Zeit mit Videos vertreibt, welche sie schon zwei Dutzend Mal gesehen hat, kann sich Roland Cordes kaum auf einen Kondolenzbesuch bei der Witwe eines Mitarbeiters, der auf tragische Weise in Indonesien umgekommen ist, konzentrieren.

Svenja hat sein unstillbares Begehren entflammt. Dass sich noch steigert, als sie ihm unvermittelt erneut begegnet – im eigenen Institut am Rande eines lästigen, aber angesichts der Auszeichnung unvermeidlichen Foto-Shootings. Beide verabreden sich im Cafe vis-a-vis, aber es bleibt eine eher wortlose Begegnung. Und bei dem sich anschließenden Date in einem trostlosen Hotelzimmer kneift sie endgültig.

Svenja langweilt sich in Frankfurt, will sich nicht in eine Hausfrauenrolle drängen lassen. Sie vermisst ihre Freunde, hat Heimweh nach Elbe und Alster, fühlt sie sich oft einsam und ist daher offen für neue Begegnungen, vielleicht auch für Abenteuer. Aber nicht nach Art des von Claudia Cordes geleiteten Kunst-Förderkreises, einem, wie Svenja auf den ersten Blick erkannt hat, „Verschiebebahnhof für Ehefrauen.“ Dann doch lieber eine richtige Herausforderung, auch wenn diese eher ernüchternd unromantisch beginnt.

Roland Cordes, gewohnt, seinen Willen zu bekommen, ist alles andere als bescheiden, aber diskret. Und mit allen Wassern gewaschen: Im nun beginnenden Spiel zwischen Macht und Begehren, Kontrolle und Sehnsucht hat er die klar besseren Karten. Er spürt instinktiv, dass bei der sich so distanziert gebenden Svenja 'was laufen könnte, wenn ihr letzter Halt in der Stadt wegbricht. Flugs beseitigt Cordes das letzte Hindernis, indem er den ob des so raschen beruflichen Aufstiegs ganz verzückten Oliver Steve für ein halbes Jahr nach Indonesien schickt…

In „Unter dir die Stadt“, uraufgeführt am 15. Mai 2010 beim Filmfestival in Cannes, erzählt Christoph Hochhäusler aus der nicht nur räumlich bedingt ziemlich abgehobenen Perspektive der Frankfurter Bankentürme vom Balanceakt zwischen Selbstzerstörung und Sehnsucht nach Liebe. Seine Ursprungsidee war die biblische Geschichte von David und Batseba, nach der ein König die Frau seines Freundes begehrt und diesen an die Front schickt, um freie Bahn zu haben.

Hätte der Filmemacher es doch dabei belassen. Doch er reichert seine ohnehin schon ziemlich überfrachtete private Geschichte, der sich so cool gebende „Banker des Jahres“ zieht sich die Realität der Straße, die er aus seinem gläsernen Büro nur en miniatur mitbekommt, ins eigene Bewusstsein, indem er Junkies dabei zuschaut, wie sie sich einen, möglicherweise gar den letzten „Schuss“ setzen, mit einem Wirtschaftsskandal im fernen Indonesien an.

Nach gut einhundert Minuten ist der Hotelfenstervorhang zu und viele Fragen offen: „Unter dir die Stadt“ hinterlässt in der lückenhaften Handlung wie in der schwammigen psychologischen Zeichnung der Protagonisten allerhand Ratlosigkeit. Dabei kann man Christoph Hochhäusler und seinen Koautor Ulrich Peltzer nur dazu beglückwünschen, dass nicht jedes dunkle Geheimnis gelüftet wird wie sonst im deutschen Film üblich. Aber das Verrätselte, das düster Dräuende, von Bernhard Kellers Kamera nahezu in jeder Ecke bedeutungsschwanger eingefangen, nervt auf Dauer. Von der Naivität der finalen Vision eines Untergangs dieser kranken Bankenwelt einmal ganz abgesehen. Die TV-Erstausstrahlung erfolgte am 11. November 2012 auf Arte.

Pitt Herrmann

Credits

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Steadicam

Standfotos

Licht

Kamera-Bühne

Szenenbild

Ausstattung

Innenrequisite

Garderobe

Ton-Schnitt

Ton-Design

Mischung

Casting

Darsteller

Produzent

Redaktion

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Produktions-Koordination

Dreharbeiten

    • 26.08.2009 - 26.09.2009: Frankfurt/Main und Köln
Länge:
2998 m, 109 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.03.2011, 126965, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Aufführung (DE): 29.06.2010, München, Filmfest - Neue deutsche Kinofilme;
Kinostart (DE): 31.03.2011

Titel

  • Originaltitel (DE) Unter dir die Stadt

Fassungen

Original

Länge:
2998 m, 109 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.03.2011, 126965, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Aufführung (DE): 29.06.2010, München, Filmfest - Neue deutsche Kinofilme;
Kinostart (DE): 31.03.2011

Auszeichnungen

Verband der deutschen Filmkritik 2012
  • Beste Musik (ex aequo >Lollipop Monster<)
Filmfest München 2010
  • Förderpreis Deutscher Film, Drehbuch