P.S.

DDR 1977/1978 Spielfilm

Inhalt

Heimzögling Peter wird mit 18 Jahren ins Leben entlassen. In seiner Baubrigade freundet er sich mit Marlies - ebenfalls Heimkind - an. Da ist noch Sabine, die ihn liebt. Sie ist das wohlbehütete Kind eines Lehrerehepaars, hat aus Protest gegen blindes Strebertum das Abitur nicht geschafft. Durch Peters schwankende Neigung im Innersten verletzt, verschweigt Sabine ihm ihre Schwangerschaft, heiratet später, auf Drängen der Eltern, Christoph, einen Studenten "mit Zukunft". Peter verlässt seine Brigade und wird Kraftfahrer. Ein unerlaubter Ausflug mit einem Firmenauto endet für Peter mit Jugendhaft. Bei seiner Bewährungshelferin Margot findet er Wärme und Halt - und Liebe. Als sie von seiner Vaterschaft erfährt, beendet sie das Verhältnis. Peter wird endlich seiner Verantwortung für Sabine und sein Kind gerecht.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
P.S. ist Peter Seidel (der junge Warschauer Schauspieler Andrzej Pieczynski, dem Henry Hübchen die deutsche Stimme geliehen hat) und 18 Jahre jung, als er aus dem Erziehungsheim in die noch ungewohnte Freiheit entlassen wird. Das „Waisenkind“, dessen Vater im Osten spurlos verschwunden und dessen Mutter in den Westen abgehauen ist, hat es dort in der dörflichen Idylle nicht schlecht gehabt, denn der aufgeschlossen-väterliche Heimleiter Böttcher entlässt keine gebrochenen Typen. Peter ist froh darüber, nicht irgendwo in der DDR-Provinz zu landen, sondern in der Hauptstadt. In Berlin ist vieles leichter.

Er beginnt beim Bau und scheint das Glück gepachtet zu haben: Eine dufte Brigade nimmt ihn auf, in der die Stimmung – und die Kameradschaft – prächtig sind. Nun kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen, zumal er bei Marlies, seiner Freundin aus dem Heim, die es ebenfalls nach Berlin verschlagen hat, Sabine Vollbrecht kennenlernt. Ein Mädchen aus gutem Hause, aber auch nicht auf dem geraden Weg ins sozialistische Glück. Denn obwohl ihre Eltern beides Lehrer sind, und dazu gehört in der DDR schon überzeugende Überzeugtheit, hat Sabine das Abi nicht geschafft.

Doch Peter verliert sowohl das tolle Bau-Kollektiv als auch Sabine. Obwohl diese ein Kind von ihm erwartet, was er aber nicht weiß – oder nicht wissen will. Peter lässt sich hängen, hat zu große Manschetten vor Sabine und deren bürgerlicher Familie. Er heuert als Kraftfahrer bei VEB Minol an. Als er sich für einen Ausflug ohne zu fragen den Wolga seines Betriebes ausleiht und dieser auch noch beschädigt wird, landet Peter vor Gericht – und kommt mit einer Bewährungsstrafe glimpflich davon. Sogar eine kleine, idyllisch im Stadtteil Prenzlauer Berg gelegene Wohnung besorgt ihm seine verständnisvolle Bewährungshelferin Margot. Und weil die VEB Möbelindustrie nicht auf Wunsch liefern kann, wird unter der Hand ein Hunderter „gewechselt“, sodass Peter doch noch zu einem Bett kommt.

Inzwischen aber hat Sabine den Wunschkandidaten ihrer Eltern, den Medizin-Studenten Christoph, geheiratet. Einen gemachten Karrieristen: Wer auf die Universität darf, hat alle – politischen - Prüfungen bereits geschafft. Und der Rest ist reine Tagesform. So klammert sich Peter an die lebenserfahrene, attraktive Mittdreißigerin Margot. Und damit an jemanden, der auch nicht auf dem geraden Weg wandelt. Die Bewährungshelferin hat sich mit ihrem Gatten überworfen, welcher ihr berufliches Engagement übertrieben fand. Denn Margot schlug sich vor allem mit den Problemen anderer herum und vergaß darüber die eigene Familie, Mann und Tochter. Die intensive Zeit des Glücks mit Peter nimmt ein rasches Ende, als Margot von seinem Kind erfährt und von Sabine, die einen Selbstmordversuch hinter sich hat, weil sie in der Ehe an der Seite eines ungeliebten Mannes nicht glücklich sein kann. So nimmt auch Peter endlich zur Kenntnis, dass er Vater ist und Verpflichtungen hat – auch Sabine gegenüber, die schon immer nur ihn geliebt hat. Ein Neuanfang erscheint möglich...

Nach „Die Flucht“ ist Roland Gräf mit „P.S.“, der zum 30. Jahrestag der DDR am 29. März 1979 uraufgeführt wurde und am folgenden Tag in die Kinos kam, erneut ein stark diskutierter Gegenwartsfilm gelungen, dessen Protagonist statt den von Staats- und Parteiführung vorgegebenen gradlinigen Weg zum Glück im Arbeiter- und Bauernstaat den krummen bevorzugt. Und nicht nur er allein. „Peters Briefe aus der Stadt“, so lautete der ursprüngliche (Arbeits-) Titel, ist eine Geschichte des Erwachsenwerdens – und der Selbstbehauptung gegenüber vorgegebenen Lebensläufen. Aber auch eine Geschichte persönlicher Verantwortung. Mit einem für manche DDR-Kulturfunktionäre im Apparat wie in den Medien allzu offenen Schluss. Und unbeantworteten Fragen wie dieser, seinerzeit von Jutta Voigt in der DDR-Wochenzeitung „Sonntag“ (15/1979) gestellt: „Leben lässt sich nicht regeln wie der Berufsverkehr am Nachmittag, zuviel passiert unberechenbar, wider Erwarten, plötzlich. Nutzen wir die Möglichkeiten dieser unserer Gesellschaft, seelischen Konflikten einzelner helfend zu begegnen?“

1980 gab es in für Roland Gräf in San Remo, Bergamo und Quito jeweils den Spezialpreis der Jury und beim I. Nationalen Spielfilmfestival der DDR den Regie-Preis, während der Schauspielerpreis für die beste Nebenrolle in Karl-Marx-Stadt an Barbara Dittus ging. Im Fernsehen der DDR wurde „P.S.“ am 11. November 1980 erstausgestrahlt, bundesdeutsche Premiere war exakt zwei Jahre später im „Dritten“ des Westdeutschen Rundfunks.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Drehbuch

Szenarium

Dramaturgie

Kamera

Kamera-Assistenz

Standfotos

Bauten

Bau-Ausführung

Kostüme

Mischung

Darsteller

Synchronsprecher

Produktionsleitung

Länge:
2643 m, 97 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 29.03.1979, Berlin, Kosmos

Titel

  • Originaltitel (DD) P.S.

Fassungen

Original

Länge:
2643 m, 97 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 29.03.1979, Berlin, Kosmos

Auszeichnungen

Nationales Spielfilmfestival der DDR 1980
  • Beste Nebendarstellerin (ex aequo >Solo Sunny< und >Sieben Sommersprossen<))
  • Beste Regie (ex aequo >Solo Sunny<)