Pommerland

Deutschland 2004/2005 Dokumentarfilm

Inhalt

Volker Koepp porträtiert in seinem Dokumentarfilm die malerische polnische Region Pommern. Aber so idyllisch dieser Landstrich auch anmutet, so groß sind auch die Probleme, mit denen die Menschen hier zu kämpfen haben. In den Dörfern und Städten Pommerns, das traditionell von der Landwirtschaft lebte, herrscht nach dem Zusammenbruch der Staatsgüter bis zu 75% Arbeitslosigkeit. Während die meisten jungen Menschen die Region verlassen, wagen manche von ihnen einen Neuanfang – ein junges Paar zum Beispiel versucht mit Hilfe von EU-Geldern einen landwirtschaftlichen Betrieb neu aufzubauen. Daneben erzählen ältere Bürger über die bewegte Vergangenheit der Region, wie etwa ein rüstiger 90-jähriger Besucher aus der Uckermarck, der in Pommern aufwuchs.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
In alten geographischen Beschreibungen liest man: „Gegen Mitternacht liegt die Ostsee, auch Pommersches Meer genannt.“ Dörfer mit Backsteinkirchen, weite Felder, Baumalleen ohne Zahl, ausgedehnte Wälder, der hohe Himmel mit seinen Wolken. Und das Meer: Pommern, Pomorze heißt „Land am Meer“. Ein Landstrich, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Das östlich der Oder gelegene Hinterpommern mit der Gegend um Stolp (Slupsk) gehört seit 1945 zu Polen. Geschichte von Kriegen, Verwüstungen und Teilungen: Heere aus Schweden, Rußland, Frankreich, Pommersche Herzöge, Brandenburgische Erbfolge, Preußische Provinz...

Im Mai 2004, wenige Tage nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union, beginnt die Filmreise von Volker Koepp und seinem langjährigen Kameramann Thomas Plenert nach Hinterpommern und damit in eine Gegend, die seit jeher von der Landwirtschaft bestimmt ist. Begegnungen mit Menschen, die aus ihrem Leben erzählen. Wie Janek, Janeta oder Luise Hettmann, eine geborene Papenfuß, die 1945 als Deutschstämmige zunächst in ein sibirisches Lager deportiert worden ist. Nach einem Jahr kam sie frei, heiratete einen Polen aus Lemberg und zog mit ihm in die Gegend von Stolp, dem heutigen Slupsk. Alle acht Kinder haben es, zumeist in Handwerksberufen, zu etwas gebracht. Ihr Sorge aber gilt den Enkeln, deren Zukunft nur im neuen, erweiterten Europa liegt. Sie werden sich in Deutschland oder Skandinavien Arbeit suchen müssen. Denn nach den politischen Veränderungen der letzten Jahre in Polen und dem Zusammenbruch der Staatsgüter sind bis zu zwei Drittel der Dorfbewohner ohne Arbeit. Das Sammeln von Beeren und Pilzen bringt vielen Familien das einzige Einkommen – und die Jungen ziehen davon.

Aber es gibt auch idealistische Neuanfänge: So versucht das junge polnische Ehepaar Meggy und Gregor Bastosiewicz die brachliegende Landwirtschaft auf einem der alten Güter, Unichow in der Nähe von Slupsk, mit Hilfe der dringend benötigten EU-Gelder wiederzubeleben. Und das kommt nicht von ungefähr: Beide haben mehrere Jahre im europäischen Ausland verbracht, Meggy, deren Sohn in Düsseldorf geboren ist, in Deutschland und Gregor in Großbritannien. So haben sie auch aus Respekt vor der deutschen Vergangenheit damit begonnen, das halb verfallene Gutshaus der Familie von Mach von zu restaurieren und die Felder instand zu setzen. Aus der Uckermark kommend besucht sie der 90-jährige Adolf-Heinrich von Arnim, der seine Kindheit und Jugend auf einem der Güter in der Nähe verbracht hat und den Volker Koepp bereits in seinem Film „Uckermark“ porträtiert hat. Er diskutiert mit den jungen Polen über die Geschichte der Region und ihre Zukunft im neuen Europa und Meggy sagt wie selbstverständlich: „Die Freundschaft bringt uns weiter als der Hass“.

„Pommerland“, uraufgeführt in der zweiten April-Hälfte 2005 auf dem Schweizer Dokfilmfestival Visions du Réel in Nyon, ist nach „Kurische Nehrung“ und „Uckermark“ Volker Koepps dritter Dokumentarfilm über den „neuen“ Osten Mitteleuropas. Der Regisseur wurde 2005 mit dem Georg Dehio-Kulturpreis ausgezeichnet. In der Jury-Begründung heißt es: „Volker Koepp hat mit eindrucksvollen Filmen wie ’Kalte Heimat’ oder ’Herr Zwilling und Frau Zuckermann’ Orte und Regionen im östlichen Europa von Ostpreußen bis Czernowitz aus dem Vergessen hervorgeholt und sie in einen neuen Kontext gestellt. Seine Filme sind geprägt von einer sehr individuellen Ästhetik und einem sensiblen, tiefen Verständnis.“

Koepp, 1944 in Stettin geboren, absolvierte nach seinem Abitur zunächst eine Ausbildung als Maschinenschlosser, bevor er Mitte der 1960er Jahre an der Technischen Universität Dresden und anschließend an der Hochschule für Filmkunst in Babelsberg studierte. Von 1970 bis 1990 war er Regisseur am Defa-Studio für Dokumentarfilm, geradezu legendären Status unter Kennern genießt seine Wittstock-Reihe. Mit „Herr Zwilling und Frau Zuckermann“ (1999) sowie „Dieses Jahr in Czernowitz“ (2004) gelangen ihm auch international beachtete Kino-Erfolge, die über das traditionelle Dokfilm-Genre weit hinausragen.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • Hinterpommern (Polen)
Länge:
2527 m, 92 min
Format:
1:1,78
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung: 04.10.2005, 103873, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CH): April 2005, Nyon, Dokumentarfilmfestival;
Kinostart (DE): 28.09.2005;
TV-Erstsendung: 11.03.2007, 3sat

Titel

  • Originaltitel (DE) Pommerland

Fassungen

Original

Länge:
2527 m, 92 min
Format:
1:1,78
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung: 04.10.2005, 103873, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CH): April 2005, Nyon, Dokumentarfilmfestival;
Kinostart (DE): 28.09.2005;
TV-Erstsendung: 11.03.2007, 3sat